Siemens-Stiftung: Unterrichtsmaterialien unter offener Lizenz
In einer Pressemeldung verkündete heute die Siemens-Stiftung, dass die Inhalte ihres Medienportals mit „rund 4.800 Lehr- und Lernmaterialien zu naturwissenschaftlich-technischen Themen für die Unterrichtsvorbereitung und -durchführung“ hinkünftig unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-SA 4.0 zugänglich gemacht werden. Besonders die Wahl einer offenen, Wikipedia-kompatiblen Lizenz ist hier erfreulich.
Zu den Gründen für diese Entscheidung heißt es unter anderem:
„Trotz vielfältiger OER-Initiativen weltweit gibt es derzeit nur wenige qualitativ hochwertige Lehr- und Lernmaterialien unter offener Lizenz. Dabei bieten gerade offene Medien ein großes Potenzial, Lernende individuell gemäß ihrer Fähigkeiten und ihres Leistungsniveaus zu fördern“, begeistert sich Dr. Nathalie von Siemens, Geschäftsführender Vorstand und Sprecherin der Siemens Stiftung. „Vor allem für Kinder und Jugendliche in Schwellen- und Entwicklungsländern sehen wir dadurch bessere Bildungs- und Berufschancen.“
Jetzt würden wir uns noch wünschen, dass nicht nur privat sondern auch öffentlich finanzierte Lehr- und Lernunterlagen ebenso offen lizenziert zur Verfügung gestellt würden.
FES-Sammelband zu OER an Schulen: Schöne neue Welt?
Ute Erdsiek-Rave und Marei John-Ohnesorg haben für das Netzwerk Bildung der Friedrich-Ebert-Stiftung einen umfassenden Sammelband zum Thema offene Lehr- und Lernmittel an Schulen zusammengestellt, der auch online im Volltext (PDF) zugänglich ist – allerdings, wie bei der FES immer noch üblich, nicht unter einer offenen Lizenz.
Zu den Autorinnen und Autoren zählt das Who-is-Who der deutschen OER-Debatte und reicht von Jan Neumann (Hochschulbibliothekszentrum NRW) über Urheberrechtsexperten Till Kreutzer, Mediendidaktikerin Kerstin Mayrberger sowie Nils Weichert und Sebastian Horndasch von Wikimedia Deutschland bis hin zur SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken, deren abschließendes Fazit wie folgt lautet:
Das wahre Potenzial von OER liegt im selbstständigen, kollaborativen und kreativen Lernen, in der Bearbeitung, der kreativen Gestaltung, der Rekonstruktion und dem Teilen: „Sharing is Caring!“ So entstehen kreativer Austausch und Kollaboration unter Lehrer_innen, unter Schü- ler_innen und zwischen Lehrer_innen und Schüler_innen, der am Ende das schafft, was durch den bloßen Einsatz von Whiteboards und Tablets nicht gelingen wird: Wir wollen Opas Schule überwinden!
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Erstmals Bundesmittel für Open Educational Ressources im Haushalt 2015
Wie die SPD-Bundestagsabgeordnete und D64-Mitglied Saskia Esken heute via Pressemeldung (PDF) bekanntgab, werden jetzt auch in Deutschland im Haushalt des Bundeministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erstmals Bundesmittel – konkret geht es um zwei Millionen 2015 – zur Förderung von OER eingesetzt werden. Esken laut Pressemeldung:
Mit zwei Millionen Euro in 2015 und zunächst weiteren fünf Millionen Euro an Verpflichtungsermächtigungen stehen erste Anlaufbeträge für freie Lehr- und Lernmaterialien sowie Lernsoftware, sogenannter Open Educational Resources (OER) im Haushalt 2015 bereit.
Die Verpflichtungsmittel wiederum bedeuten, dass auch in den Folgehaushalten Gelder dafür vorgesehen sein werden. Wie genau diese Mittel ausgeschüttet werden – z.B. in Form von Förderprogrammen oder Wettbewerben – obliegt nach finaler Beschlussfassung dem BMBF. Die Festlegung auf OER – also offene Lizenzen und Formate – findet sich explizit in den Erläuterungen zum Beschluss. Dort heißt es:
Mehr Mittel für freie Lern- und Lehrmaterialien sowie freie Lernsoftware (Open Educational Resources)[.]
Dieser Beschluss ist jedenfalls ein starker Beleg dafür, dass OER jetzt auch in Deutschland im politischen Mainstream angekommen ist. Bleibt zu hoffen, dass die für Bildung hauptzuständigen Länder hier nachlegen.
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Korruptionsverdacht in Thüringen: Reformbedarf bei Lernmittelfinanzierung
Die jüngst vom MDR berichteten Korruptionsermittlungen rund um den Verkauf von Schulbüchern in Thüringen belegen, dass das bestehende System der Lernmittelbeschaffung keineswegs reibungslos klappt. So heißt es in dem MDR-Bericht:
In Hunderten Schulen in Thüringen ist es seit Jahren gängige Praxis, dass Schulen oder Fördervereine Bestellzettel für Schulbücher ausgeben. Auf diesen Vorlagen ist vermerkt, dass die Eltern die Bücher entweder selber besorgen können oder über einen Versandhändler. Zu lesen ist da auch, dass dieser Händler Hand in Hand mit dem Förderverein der jeweiligen Schule zusammenarbeitet. Die Eltern kreuzen in der Regel schnell alles an und sind die Sorge um den Kauf der Schulbücher los. Die örtlichen Buchhändler gehen leer aus.
Zwei Südthüringer Online-Händler sollen an der Spitze des Geschäfts mit den Vereinen und den Schulen stehen. Damit auch die Vereine und Schulen profitieren, überweisen die beiden Händler nach dem Stand der Ermittlungen Spenden an die Fördervereine, die ihnen die Buchbestellungen der Eltern verschafft haben. Die Ermittler haben dabei entdeckt, dass sich die Spenden an den Umsätzen der bestellten Bücher orientieren. Das sei Korruption, so die Staatsanwaltschaft Erfurt.
Neue Anhörung zu Open Education von Kultusministerkonferenz und Bildungsministerium
Im November 2012 hatten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) bereits einmal 35 Fragen zum Thema OER im Vorfeld einer Expertenanhörung zu OER gestellt. Die im Nachgang eingerichtete “Arbeitsgruppe KMK/BMBF zu ‘Open Educational Ressources’ (OER)” hat jetzt neuerlich einen Fragenkatalog im Rahmen einer “schriftlichen Anhörung” versandt. Leonhard Dobusch, Autor unseres White Papers zu „Digitaler Lehrmittelfreiheit“ hat seine Antworten jetzt bei netztpolitik.org verbloggt. Lesenswert!
Info-Plattform zu Open Education: open-educational-resources.de
Unter Federführung von Jöran Muuß-Merholz wurde vergangene Woche nicht nur eine überarbeitete Fassung eines White Papers zu „Open Educational Ressources für Schulen in Deutschland“ präsentiert, sondern auch eine neue Info-Plattform zu Open Education in Deutschland. Entstehungsgeschichte und Zielsetzung der Seite:
Diese Website entstand 2013 / 2014 im Fahrwasser der OERcamps und des OER-Whitepapers. Die wenigsten Inhalte wurden und werden extra für diese Website erstellt werden. Im Gegenteil: Die Grundidee ist, dass wichtige Inhalte von anderen Orten zusammengetragen und kopiert werden.
Lohnt sich zu bookmarken.
Wikimedia lädt zum offenen OER-Sprint
Auch wenn es wichtig ist, vielen Menschen Sinn und Potential von digitaler Lehrmittelfreiheit zu erklären, noch wichtiger ist die Erstellung offener Lehr- und Lerninhalte selbst. Aus diesem Grund lädt Wikimedia Deutschland am Tag vor der diesjährigen re:publica-Konferenz, den 5. Mai 2014, zu einem „OER-Sprint“:
In einem fünfstündigen Workshop erarbeiten wir Freie Bildungsmaterialien zum Thema Digitale Gesellschaft – also dem Themengebiet, um das sich auch die re:publica dreht. Themen dabei können unter anderem Datenschutz, Freiheit im Netz, Ausspähung, Trolling oder kollaboratives Arbeiten sein.
Die Form der Materialien ist offen: Ob es sich jeweils um Arbeitsblätter, Gruppenaktivitäten, Fragebögen, Videos oder eine Mischung aus alldem handelt, ist den Teilnehmenden überlassen. Die einzige Voraussetzung: Die Ergebnisse müssen unter Freien Lizenzen veröffentlicht werden. Die erarbeiteten Ressourcen werden im Anschluss auf unserem Stand auf der re:publica gezeigt und gleichzeitig der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Wir sind schon sehr gespannt auf die Ergebnisse!
Digitale Desillusionen: 30C3-Vortrag von Jöran Muuß-Merholz
Der Diplompädagoge und Berater Jöran Muuß-Merholz erklärt in einem sehenswerten Vortrag, gehalten am 30. Chaos Communication Congress in Hamburg, „Warum die digitale Bildungsrevolution gescheitert ist“:
Vielleicht hilft ja ein nüchterner Blick nach diesen fünf Desillusionen dabei, in Sachen digitaler Lehrmittelfreiheit wirklich etwas voran zu bringen.
Berlin als Pionier im Bereich digitaler Lehrmittelfreiheit
Im Blog von Wikimedia Deutschland findet sich ein ausführlicher und überaus erfreulicher Bericht über Fortschritte im Bereich digitaler Lehrmittelfreiheit im Bundesland Berlin:
Langsam gewinnt das Thema Freie Bildugsressourcen an Fahrt. Im September führten wir mit der OER-Konferenz die erste Großveranstaltung zum Thema in Deutschland durch. Im Herbst startete die EU-Kommission mit Opening Up Education eine Initiative, die die breite Einführung von OER im Bildungsbereich zum Ziel hat. Und in Berlin gibt es jetzt eine Länderinitiative zu OER in Deutschland, die eine reale Chance auf eine praktische Umsetzung hat. Man reibt sich überrascht die Augen: Hier sind nicht nur die Piraten und die Grünen für die Initiative; auch die Fraktionen von CDU und SPD stehen hinter einem Pro-OER-Antrag.
Video: Die Welt mit xMOOCs retten?
Jörn Loviscach macht in seinem Vortrag sehr eindrücklich deutlich, wie beschränkt das Potential von Massen-Online-Kursen („Massive Open Online Courses, MOOCs) für die „Demokratisierung“ von Bildung ist und liefert eine Reihe interessanter Zahlen und Beispiele zum Thema: