Video-Wettbewerb: „Why Open Education Matters“

Eine zentrale Einsicht des D64-White-Papers zu „Digitaler Lehrmittelfreiheit“ ist die Rückständigkeit Deutschlands im Bereich offener Lehr- und Lernunterlagen – vor allem auf politischer Ebene des Bildungsministeriums bzw. der Kultusministerien sowie des Gesetzgebers. Digitale Lehrmittelfreiheit und die Verwendung freier Lizenzen im Bildungsbereich sind bislang außerhalb kleiner Communities noch kein Thema in Deutschland.

In den USA sieht die Situation diesbezüglich schon etwas anders aus. Dort richtet das US-Bildungsministerium gemeinsam mit Creative Commons, der Open Society sowie der Participatory Culture Foundation einen Video-Wettbewerb zum Thema „Why Open Education Matters“ aus. In der Begründung für die Ausrichtung des Wettbewerbs heißt es dazu (eigene Übersetzung):

In den USA und im Rest der Welt setzen Kosten und Nachhaltigkeitsprobleme Bildung auf allen Ebenen enge Grenzen. Schulen sind mit Budgetkürzungen konfrontiert, die sie bisweilen im Einsatz veralteter Technologien oder unpassender Lehrunterlagen verharren lassen. Sie verwenden typischerweise proprietäre Lernunterlagen, die nicht ohne weiteres aktualisiert, angepasst oder personalisiert werden können, um den diversen Bildungsbedürfnisse einzelner Lernender entgegenzukommen. […] Es gibt einen enormen Bedarf an qualitativ hochwertigen und leistbaren Bildungsmöglichkeiten – und ein eng begrenztes Angebot. Offene Lernmaterialien („Open Educational Resources“, OER) sind ein wichtiger Teil der Lösung. Aber es gibt ein Problem: auf der ganzen Welt haben nur sehr wenige Menschen jemals von Offenen Lernmaterialien gehört. Das ist der Punkt, an dem Du dran bist. Wir wollen, dass Du der Welt davon erzählst.

Schön auch die Liste der „4 Rs“ in den FAQ zum Wettbewerb, die erfüllt sein müssen, damit Lehrunterlagen als offen im Sinne des Wettbewerbs gelten dürfen und die sich wohl am besten als vier Rechte übersetzen lassen, die mit offenen Lehr- und Lernunterlagen einhergehen:

  • Recht auf Anpassung und Verbesserung („Revise“): adaptieren von offenen Lehr- und Lernunterlagen, damit sie besser zu den jeweiligen Anforderungen passen
  • Recht auf Weiterverwendung („Reuse): verwenden der Originalmaterialien oder neuer Versionen in einer breiten Vielfalt an Kontexten
  • Recht auf Remix („Remix“): kombinieren oder remixen von offenen Lehr- und Lernunterlagen mit anderen, ebenfalls offenen Materialien um so neue Materialien zu erstellen
  • Recht auf Weiterverbreitung („Redistribute“): Kopien erstellen und Originalmaterialien sowie überarbeitete Versionen mit anderen teilen

Auch Einreichungen außerhalb der USA sind zugelassen, die Einreichungsfrist läuft noch eine Woche bis zum 5. Juni 2012. Videos dürfen nicht länger als 3 Minuten sein und müssen CC-BY lizenziert sein.

Über Leonhard Dobusch

Leonhard Dobusch ist Universitätsprofessor für BWL mit Schwerpunkt Organisation am Institut für Organisation und Lernen der Universität Innsbruck. Er twittert als @leonidobusch, bloggt u.a. bei netzpolitik.org, privat als Leonido sowie gemeinsam mit anderen am englischsprachigen Forschungsblog governance across borders.

30. Mai 2012 von Leonhard Dobusch
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